Offener Brief zur Barrierefreiheit am Bahnhof Mindelheim – dringender Handlungsbedarf

25. September 2025

Der Bahnhof Mindelheim ist seit Wochen nicht barrierefrei.

Mobilitätshilfen müssen mindestens 24 Stunden vorher angefragt werden - das ist nicht zumutbar! Das widerspricht der UN-Behindertenrechtskonvention. Hinweise auf Barrieren müssen direkt auf der DB-Buchungsseite sichtbar sein!

Wir fordern: Barrierefreiheit. Sofort.

Was für viele nur ein technisches Problem ist, ist für andere ein täglicher Kampf.

Deshalb haben wir uns mit folgendem offenen Brief an die Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn, dem Bayrischen Staatsministerium für Wohnen,Bau und Verkehr, der Stadt und dem Landkreis Unterallgäu sowie an unsere Landtagsabgeordneten Sabine Gross und Simone Strohmayr gewandt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

die SPD-Stadtratsfraktion Mindelheim sowie der SPD-Ortsverein Mindelheim–Bad Wörishofen wenden sich mit diesem offenen Brief an Sie, um auf die anhaltend mangelhafte Barrierefreiheit am Bahnhof Mindelheim aufmerksam zu machen. Der derzeitige Zustand stellt für viele Fahrgäste eine erhebliche Einschränkung dar und ist aus unserer Sicht nicht länger hinnehmbar.

Bereits im Juli wurde auf die geplante Sperrung der Aufzüge im Rahmen anstehender Baumaßnahmen hingewiesen. Seit Mitte August sind die Aufzüge nun außer Betrieb – ohne dass bislang eine Wiederinbetriebnahme erfolgt ist. Nach unseren Informationen handelt es sich um einen turnusgemäßen Austausch, der rund neun Monate im Voraus bekannt war. Umso unverständlicher ist es, dass die Umsetzung dieser Maßnahme derart viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Bezeichnung als „Frischekur“ verharmlost die gravierenden Folgen für die betroffenen Fahrgäste.

Die Deutsche Bahn begründet die Verzögerungen mit „Unplanmäßigkeiten“ und Materialengpässen. Diese Erklärung bleibt für viele Nutzerinnen und Nutzer jedoch wenig nachvollziehbar, zumal weder ein verbindlicher Zeitplan noch ein konkretes Enddatum kommuniziert wurden. Lediglich die pauschale Angabe, dass die Aufzüge voraussichtlich im 4. Quartal wieder zur Verfügung stehen sollen, wurde genannt.

Für mobilitätseingeschränkte Menschen, Seniorinnen und Senioren, Eltern mit Kinderwagen und viele weitere Reisende bedeutet der Ausfall der Aufzüge eine massive Hürde. Besonders problematisch ist, dass bei der Buchung über "bahn.de" keine Hinweise auf die fehlende Barrierefreiheit am Bahnhof Mindelheim erscheinen – obwohl entsprechende Informationen auf "bahnhof.de" verfügbar sind. Diese Daten müssen dringend auch im zentralen Buchungssystem integriert werden, um Reisende rechtzeitig zu informieren und Planungsfehler zu vermeiden.

Der ohnehin seit Längerem in der Kritik stehende Mobilitätsservice der Deutschen Bahn trägt zur Frustration vieler Betroffener bei. Die Notwendigkeit, Unterstützung mindestens 24 Stunden im Voraus zu beantragen, ist in der heutigen Zeit nicht mehr zeitgemäß – hinzu kommen häufige Berichte über lange Wartezeiten. Die Kombination aus defekten Aufzügen und einem unzuverlässigen Mobilitätsservice widerspricht aus unserer Sicht eindeutig den Anforderungen an eine barrierefreie Mobilität.

Besonders irritierend ist der Hinweis, betroffene Fahrgäste sollten alternativ barrierefreie Reisen über Günzburg einplanen. Diese Empfehlung ist weder praktikabel noch zumutbar – insbesondere angesichts längerer Fahrzeiten, zusätzlicher Umstiege und möglicher weiterer Barrieren. Solche Vorschläge zeigen eine geringe Sensibilität für die tatsächlichen Bedürfnisse der Reisenden vor Ort.

Barrierefreiheit ist kein freiwilliges Zusatzangebot, sondern ein gesetzlich und völkerrechtlich verankerter Anspruch. Die Bundesrepublik Deutschland ist durch die UN-Behindertenrechtskonvention sowie durch das Behindertengleichstellungsgesetz verpflichtet, allen Menschen – insbesondere Personen mit Behinderungen – gleichberechtigten Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln und deren Infrastruktur zu ermöglichen. Sie darf nicht von technischen oder organisatorischen Unwägbarkeiten abhängig gemacht werden. Der Bahnhof Mindelheim ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt der Region und muss entsprechend ausgestattet und gewartet sein.

Wir fordern daher:

  • den zügigen Abschluss der laufenden Maßnahmen sowie eine dauerhafte Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der Aufzüge,
  • einen flexiblen, verlässlichen, transparenten und nutzerfreundlichen Mobilitätsservice,
  • die vollständige Integration barrierebezogener Informationen in das zentrale Buchungssystem bahn.de,
  • und eine nachhaltige Verbesserung der barrierefreien Infrastruktur am Bahnhof Mindelheim.

Wir bitten um eine zeitnahe Stellungnahme und erwarten konkrete Schritte zur schnellen Verbesserung der Situation – im Sinne aller Reisenden, die auf eine barrierefreie Mobilität angewiesen sind.

Mit freundlichen Grüßen

Mehmet Yesil
Vorsitzender
SPD-Stadtratsfraktion Mindelheim

Claudia Miller
Vorsitzende
SPD Mindelheim-Bad Wörishofen

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